Wir gratulieren zum Werkpreis des Kantons Zürich

Baltensperger + Siepert, ausgezeichnet mit dem Werkbeitrag des Kantons Zürich
Bei der Werkschau des Kantons Zürich 2014, wurden 14 Künstler mit einem Werkbeitrag ausgezeichnet. Wir freuen uns sehr, dass das von uns vertretene Künstlerduo "Baltensperger + Siepert" die Jury mit Ihrer politisch engagierten Kunst überzeugen konnte
Territories
Stefan Baltensperger + David Siepert
Die kritische Auseinandersetzung mit der sozialen und politischen Lage des Individuums in seinem ursprünglichen kulturellen Umfeld oder in einem durch Verschiebung neu definierten Existenzraum, sowie die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten bilden das Hauptanliegen von „Territories“. Die Diskussion um den Platz des Individuums in einer durch globale Strömungen und Verbindungen dominierten Welt und dessen Verortung in der Kultur führt die beiden Künstler zur Ursprungsfrage zurück, was es bedeutet Mensch zu sein. So untersuchen sie, wie sich der Mensch durch Netzwerke und Strukturen selber sieht und definiert. Schlagwörter wie Wiedererkennung, Selbstverortung und Entfremdung definieren ihre Untersuchungsspektren, die sich um Differenzierungen und Abgrenzungen, um Bedrohungen und Gefahren drehen.
Die verschiedenen Projekte des Arbeitszyklus' zielen darauf ab, ein politisches und globales Verständnis von postkolonialen Strukturen zu generieren. Mittels dem Eintauchen in Systeme und Diskurse, wie auch der Enthüllung ihrer Mechaniken und deren teilweisen Manipulation, kreieren Siepert und Baltensperger Fiktionen, deren Umsetzung in die Realität eine in globaler Hinsicht nicht zu vernachlässigende Wirkung erzielen würde. Die materielle Realisierung ihrer Fiktionen findet Ausdruck in der Manifestation bestimmter Problematiken in Objekten, Installationen oder Promotionsvideos.
Das für die Ausstellung konzipierte Objekt, das den Galerieraum in Originalmassstab durchmisst, verweist auf einen Zwischenmoment in der Gesellschaft. Es steht für die Möglichkeit eines Systems zur Unterwanderung von politischen Grenzen. Ergänzt wird dieses durch die bildliche Umsetzung solcher Versuche von Grenzüberschreitungen. Mittels der Installation „Drawing Boundaries“ vermögen die beiden Künstler aufzuzeigen, inwiefern dem identifikationsstiftenden Objekt der Fahne durch Vereinheitlichung der Farbe sämtliche Autorität entzogen wird. In diesem Sinne erfährt die Fahne, die ein Symbol für den Staat darstellt, den vollständigen Verlust ihrer intendierten Bedeutung, da jegliche Zuordbarkeit hinfällig wird. Als weitere künstlerische Äusserung ihrer politischen Anliegen machen sich Siepert und Baltensperger Promotionsvideos in dem Sinne zu Nutze, als dass sie diese über zielgerichtete Manipulation als Generator für persönliche und öffentliche Meinungen einsetzen und damit ihr Gegenüber zu erreichen suchen und gleichzeitig auch konfrontieren.
Die künstlerische Zusammenarbeit von David Siepert und Stefan Baltensperger begann im Jahr 2007. Trotz oder gerade dank verschiedener Auslandsaufenthalte der beiden Künstler im asiatischen und afrikanischen Raum, fanden sie stets die Zeit für gemeinsame Projekte. Ihre Erfahrungen mit der Fremde und die Haltung der Schweiz dieser gegenüber scheinen den Nährboden für ihr künstlerisches Schaffen zu bilden.
Oktober 2013 (Text: Patricia Meyer)


Fluchtlinien?
Ein Mann flieht aus seinem Heimatland. Zu Fuss über den Himalaya nach Indien. Von dort aus mit dem Flugzeug nach Zürich.
Wir sehen einen Winkel. Der rechte Schenkel stellt den subjektiv empfunden Zeitverlauf seiner Flucht dar, zu Fuss über das Gebirge. Der linke Schenkel den subjektiv empfundenen Zeitverlauf seines Fluges von Indinen nach der Schweiz.
Auch die nachfolgenden Zeichnungen sind Fluchtlinien. Menschen, die ihre Heimat verlassen haben auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Männer die teils 7 Jahre auf dem Weg nach Europa waren. Männer, die jahrelange Aufenthalte in Zwischenstationen verbrachten - Geld zu verdienen für die Weiterreise. Die in eine Überfahrt investierten. Deren Boot kenterte. Die tagelang im Mittelmeer trieben. Aufgefangen und nach an die afrikanische Küste zurückverfrachtet wurden. Dort wieder neu beginnen mussten. Wieder Geld verdienen unter widrigsten Umständen. Wieder Schlepper bezahlen. Wieder auf das Meer, in die Ungewissheit.
Alle Zeichnungen
40 x 30 cm
Bleistift auf Papier
Gerahmt




